Hermann Grenacher erbaute 1921 ein Sägereigebäude und liess dort eine Einblatt-Gattersäge einbauen. Die Säge ratterte enorm und lief so langsam, dass man während der Bearbeitung eines Baumstamms ohne weiteres zum «Znüni» ins Haus gehen konnte.
Kurz vor seinem Tod überschrieb Hermann Grenacher den gesamten Besitz 1957 an seinen Schwiegersohn Gottfried Kalt (1917-2005). Der Mann von Grenachers einzigem Kind Marie hat so ins Bossenhaus «eingeweibt», wie man damals sagte.
Gottfried Kalt kaufte vermehrt Rundholz von umliegenden Gemeinden bzw. von den Besitzern grösserer Wälder und verkaufte die gesägten Bretter und Balken weiter – bald auch ins Ausland. Um 1960 wurde die alte Maschine mit den riesigen Schwungrädern demontiert und machte einem Occasions-Vollgatter der Firma Bögli aus Ursenbach Platz. Obwohl das Geschäft gut lief, vermochte die Maschine nicht recht zu überzeugen und wurde deshalb bereits 1967 durch eine moderne, leistungsfähigere Vollgattersäge ersetzt.
Gottfried Kalt brachte die von Hand geschriebenen Rechnungen während des Sonntagsspaziergangs mit der Familie persönlich zu seinen Kunden. Und weil viele den ausstehenden Betrag sofort mit Bargeld beglichen, wurde der Familienausflug nicht selten durch einen Restaurantbesuch verschönert.
Letzte Gattersäge
Kassenbuch von 1953
Marie Kalt-Grenacher (1919-2014) trug einen grossen Teil zum geschäftlichen Erfolg der Sägerei bei: Sie half im Betrieb mit, war im Büro immer präsent und sorgte nicht zuletzt für das leibliche Wohl des Personals. Bis nach ihrem 90. Geburtstag kehrten die Sägereimitarbeiter jeden Morgen um 9 Uhr bei ihr zum «Znüni-Kafi» ein. Verwöhnt wurden auch die kleinsten Besucher der «Sagi»: Buben und Mädchen, die ihre Väter oder Grossväter in die Sägerei begleiteten, erhielten von Marie Kalt-Grenacher stets ein «Schoggistängeli».
1975 wurde die KALT AG gegründet; 1991 übergab Gottfried Kalt die «Sagi» an seinen jüngsten Sohn Klaus.
In den 90er-Jahren wurde im Holzbau zunehmend verleimtes Holz eingesetzt. Die Tatsache, dass sich das bis anhin produzierte Rohholz immer schlechter verkaufen liess, erforderte ein Umdenken. Just in jenem Zeitraum entwickelte das deutsche Unternehmen Hans Hundegger AG eine völlig neu konzipierte Abbundmaschine zur Marktreife. In diesem Produkt wurde eine Chance für die notwendige Richtungsänderung im Betrieb erkannt. 2004 schaffte die Kalt AG eine erste Abbundmaschine des Typs Speed-Cut SC-1von Hundegger an, die in der neu erstellten Produktionshalle des Unternehmens platziert wurde.
Kalt AG Ende 70er Jahre
2008/09 wurde der Betrieb mit einem Büro, einem Aufenthaltsraum und einer Werkstatt ergänzt. Lukas Kalt (gelernter Maschinenmechaniker und Betriebswirt mit Diplomabschluss), der den Betrieb bereits seit 2004 operationell führt, übernahm die Firma 2012 in der vierten Generation. Im gleichen Jahr wurde die bisherige Abbundmaschine von Hundegger durch ein neues, massiv leistungsfähigeres und flexibleres Modell des Typs Speed-Cut SC-3 ersetzt. 2015 schaffte die KALT AG eine zweite Abbundmaschine an – die K2i von Hundegger.
Im 2021 feierte Kalt AG das 100-jährige Jubiläum. Das Team ist auf 15 Mitarbeitende angewachsen. Zu dieser Zeit war die Situation am Holzmarkt angespannt. Die Beschaffungspreise stiegen und waren volatil. Zeitgleich erlebte das Bauen mit Holz einen regelrechten Boom. Die langjährige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Holzlieferanten kam zu dieser Zeit der Kalt AG zugute.